Die Fachgruppen Ölschaden trainieren regelmäßig die Ölschadensbekämpfung, insbesondere an den deutschen Küsten. Allerdings haben die regelmäßig durchgeführten Übungen immer einen Haken: es fehlt das eigentliche Übungsobjekt - Öl im Wasser oder an der Küste. Das CEDRE (Zentrum für Dokumentation, Erforschung und Erprobung von unfallbedingten Gewässerverunreinigungen) im französischen Brest bietet - weltweit einmalig - die Möglichkeit, Ölschadensbekämpfung mit echtem Öl zu betreiben.
Die Küstenländer wollen mittelfristig Lehrgänge für alle vertraglich gebundenen Einsatzkräfte anbieten. Zuvor müssen aber die notwendigen Ausbildungsinhalte abgestimmt werden. Daher fand vom 19. März bis zum 22. März 2018 der erste Pilot-Lehrgang statt. Teilgenommen hat auch unser Gruppenführer der Fachgruppe Ölschaden Kai Breker.
Der Lehrgang begann mit theoretischen Lerninhalten, die aus dem Ausbildungsplan der Fachgruppen Ölschaden bekannt sind. Eigenschaften, Verhalten sowie die Verwitterung von Ölen, die Verwendung von Ölsperren sowie die Aufnahme von Ölen mit entsprechenden Gerätschaften. Auch die Zwischenlagerung und die Entsorgung großer Mengen aufgenommenen Öls wurden behandelt. Es folgten dann praktische Übungen, wie zum Beispiel das Ausbringen von Ölsperren im eigenen Testbecken des Zentrums.
Dann wurde es schmutziger. 1000 Liter Schweröl wurden durch die CEDRE-Trainer in ein Testbecken gegeben und es war die Aufgabe der Lehrgangsteilnehmer, mit Hilfe von Ölaufnahmegeräten das Öl möglichst effektiv (mit wenig Wasser) aufzunehmen. Dabei zeigten die eingesetzten Skimmer ihre Vor- und Nachteile. Nachdem das Öl aufgenommen war, ging es an die Küste.
Öl-verschmutzte Strände, Steindeckwerke und Kiesstrände können ebenfalls im Zentrum simuliert werden. Nach einer Erkundung der Ölschaden und der Mengenbestimmung sowie einer Einsatzplanung ging es an Schaufel, Schieber und Eimer. Das Schweröl müsste vom Sandstrand aufgenommen werden. Nachdem diese Aufgabe vollzogen war, warteten die Steine auf die Einsatzkräfte. Mit Nieder- und Hochdruckreinigern, mit Schabern, Spüllanzen und einem Zementmischer wurden Deckwerk und Kiesstrand gereinigt. Eine einfache - mit einfachen Mitteln gebaute Separation - erhöhte die Effizienz.
Materialknappheit, außergewöhnliche Küsteneigenschaften und vielen anderen Faktoren führen dazu, dass oftmals bei der Ölschadensbekämpfung improvisiert werden muss. Um diesem nachzukommen, erhielten die Einsatzkräfte den Auftrag, Wassereinläufe verschiedener Größe so mit behelfsmäßigen Sperren zu sichern, dass kein Öl hindurch dringen kann. So wurden aus Adsorptionsmaterialien, Netzen, Stroh und Maschendrahtzaun entsprechende Sperren mit einfachsten Mitteln gebaut.
Am letzten Tag stand desweiteren noch ein Planspiel auf dem Programm. In Gruppenarbeit galt es, verschiedene Einsatzlagen abzuarbeiten. Dabei stammten die Aufgaben auch aus Real-Einsätzen, wie zum Beispiel nach Havarie der "Prestige" oder nach einem Ölschaden im Libanon.
Zum Ende des Kurses zeigten sich insbesondere die Behörden-Vertreter beeindruckt, wie körperlich anstrengend die Ölschadensbekämpfung ist. Interessant war es auch, aus "erster Hand" Erfahrungen aus den Ölverschmutzungen nach Havarie der "Prestige" und der "Erika" zu erhalten. Hieraus konnten insbesondere die THW-Einsatzkräfte Anregungen für ihre eigene Ausbildung aber auch zur Anpassung der Einsatztaktik und der Ausstattung erlangen.
Brest,
Kampf gegen das Öl in Frankreich
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